Passiv im Deutschen (Teil 1) – Anleitung für Anfänger

In diesem Artikel erfährst du die wichtigsten Grundlagen über das Passiv im Deutschen. Wir behandeln die Bildung, die Bedeutung und den Gebrauch des Passivs mit vielen leicht verständlichen Beispielen.

Ich hoffe, ihr seid richtig AKTIV beim Deutschlernen, aber heute wollen wir mal PASSIV sein :), oder besser gesagt, wir wollen einen Blick auf das Passiv im Deutschen werfen, was es ist, wie es funktioniert und in welchen Situationen es verwendet wird. Dieser Artikel wird dir ein grundlegendes Verständnis vermitteln, wenn du keine oder kaum Vorkenntnisse zu diesem Thema hast. Es gibt auch einen Teil 2, in dem ich dir alle wichtigen Zeiten und Formen des Passivs zeige: Passiv auf Deutsch (Teil 2) – Alle Zeitformen.

Was ist das Passiv?

Das Passiv ist ein wichtiges Thema der deutschen Grammatik und wird normalerweise auf der Stufe A2/B1 gelehrt. Schauen wir uns zwei Sätze an, um einen ersten Eindruck zu bekommen, falls du noch nie etwas vom Passiv gehört hast.

Aktiv: Der Schüler schreibt den Text.
Passiv: Der Text wird (vom Schüler) geschrieben.

Warum und wann es verwendet wird

Seine Hauptfunktion besteht darin, den Fokus weg von der Person oder Sache zu verlagern, die die Handlung des Verbs ausführt (in der Grammatik wird diese Person/Sache als „Agens“ bezeichnet). Und es verschiebt den Fokus auf die Handlung selbst.

Aus stilistischer Sicht wirkt das Passiv weniger direkt und objektiver, weshalb es häufig in Nachrichten, Berichten und im formellen Sprachgebrauch verwendet wird. Ein weiterer Anwendungsfall ist, wenn man nicht weiß, wer der Agens ist (Mein Fahrrad wurde/ist gestohlen worden. Ich weiß nicht, wer es gestohlen hat…).

In diesem Artikel geht es darum, wie man das Passiv im Deutschen bildet und verwendet. Wir werden hier nur das Präsens behandeln. Für alle anderen Zeiten und Formen kannst dir diesen Artikel ansehen.

Passiv: Beispiel

Schauen wir uns das Beispiel von weiter oben noch einmal genauer an!

Active: Der Schüler schreibt den Text.
Passive: Der Text wird (vom Schüler) geschrieben.

Im Deutschen wird das Passiv ähnlich konstruiert wie im Englischen (be + past participle), allerdings mit „werden“ als Hilfsverb. Die passende Form von „werden“ wird also mit der Partizip-2-Form des Verbs kombiniert.

Die regelmäßigen Formen enden immer mit einem „t“ und beginnen (in den meisten Fällen) mit „ge“. Die Form „gemacht“ ist also die (regelmäßige) Partizip-2-Form des Verbs „machen“. Wie im Englischen haben viele Verben allerdings unregelmäßige Formen, so wie in unserem ersten Beispiel, wo wir „geschrieben“ statt „*geschrieben“ verwendet haben.

► Merke: Die Formel für das Passiv im Deutschen ist werden + Partizip 2.

Das Hilfsverb „werden“

Beachte diese 3 wichtigen Dinge

Active: Der Schüler schreibt den Text.
Passive: Der Text wird (vom Schüler) geschrieben.

Akkusativ ► Nominativ: Vergleichen wir den Aktiv- und den Passivsatz aus syntaktischer Sicht, so sehen wir, dass die Akkusativform „den Text“ zum Subjekt in unserem neu gebildeten Passivsatz wird: „Der Text…“. Dies ist wichtig, da man normalerweise (natürlich gibt es wie immer Ausnahmen) nur mit Verben, die ein direktes Akkusativobjekt haben (d.h. transitive Verben), einen Passivsatz bilden kann.

Beispiele für solche Verben sind: einen Text schreiben, jemanden lieben, jemanden anrufen.

Wer: Ein weiterer wichtiger Aspekt in Passivsätzen betrifft den Agens (Wer hat es getan?). Wie du in unserem Beispiel sehen kannst, muss der Agens nicht unbedingt erwähnt werden. In vielen Passivsätzen weiß man gar nicht, wer der „Täter“ ist (Das Fahrrad wurde gestohlen…., aber ich habe keine Ahnung, wer das getan hat.)

Die korrekte Präposition zur Angabe des Agens in Passivsätzen ist die Präposition „von“ (immer + Dativ), wenn der Agerns belannt ist und du diese Information angeben willst.

Wortstellung: Das dritte und letzte wichtige Teil des Puzzles ist die Satzstellung. Das Hilfsverb „werden“ ist in unseren Beispielen das finite (=konjugierte) Verb, daher muss es in Hauptsätzen an zweiter Stelle und in Nebensätzen an letzter Stelle stehen. Die Form von Partizip 2 steht in Hauptsätzen immer am Ende des Satzes und in Nebensätzen unmittelbar vor der Form von „werden“ (d.h. an der vorletzten Stelle).

Weitere Beispiele

Activ: Der Mann repariert das Fenster.
The man repairs (or: is repairing) the window.

Passiv: Das Fenster wird (vom Mann) repariert.
The window is repaired (or: is being repaired) (by the man).

Activ: Die Freunde rufen mich oft an.
The friends often call me.

Passiv: Ich werde oft (von den Freunden) angerufen.
I often get called (by the friends).

Wichtige unregelmäßige Partizip-2-Formen

Unregelmäßige Partizip-2-Formen (starke Verben) enden nicht auf „t“ und/oder ändern ihren Vokal bzw. ihre Vokale und/oder ändern ihren Stamm vollständig.

Hier findest du die wichtigsten unregelmäßigen Formen für das A2-Niveau. Die Tabelle beinhaltet nur transitive Verben (Verben mit Akkusativobjekt). Mit diesen Verben kannst du Passivsätze bilden. In diesem Artikel findest eine größere Liste der unregelmäßigen Formen sowie weitere Informationen zum Partizip 2.

InfinitivVokalwechsel
im Präsens
Englische
Übersetzung
Partizip 2
+Hilfsverb
backen(a -> ä)bakehat gebacken
beginnenbeginhat begonnen
bringenbringhat gebacht
denkenthinkhat gedacht
empfehlene -> ierecommendhat empfohlen
essene -> ieathat gegessen
gebene -> igivehat gegeben
gewinnenwinhat gewonnen
helfene -> ihelphat geholfen
lesene -> iereadhat gelesen
nehmenehm -> immtakehat genommen
nennencallhat genannt
schließenclosehat geschlossen
schneidencuthat geschnitten
schreibenwritehat geschrieben
sehene -> ieseehat gesehen
singensinghat gesungen
sprechene -> ispeakhat gesprochen
stehlene -> iestealhat gestohlen
tragena -> äcarry; wearhat getragen
trinkendrinkhat getrunken
tundohat getan
verlierenlosehat verloren
waschena -> äwashhat gewaschen
werfene -> ithrowhat geworfen

Zusammenfassung

  • Das Passiv kann mit transitiven Verben (Verben mit Akkusativ) wie z.B. schreiben, reparieren und anrufen verwendet werden.
  • Das Element, das im Aktivsatz das Akkusativobjekt ist, ist im Passivsatz das Subjekt (Nominativ) (z. B. mich → ich; den Text → der Text).
  • Verwende eine Form von „werden“ als (finites, konjugiertes) Hauptverb zusammen mit einer Partizip-2-Form, die (zumindest in Hauptsätzen) immer am Ende des Satzes steht.
  • Es ist recht üblich, das Agens nicht anzugeben, aber wenn du das tun möchtest, kannst du die Präposition „von“ (+Dativ) verwenden.

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